Content
Hintergrund
Für die Vorstellung der AGs auf der DHd2023 möchten wir dieses Jahr die Zenodo Community “DHd-Verbandsaktivitäten” als Plattform verwenden: https://zenodo.org/communities/dhd-verbandsaktivitaeten/ Die Zenodo Community DHd-Verbandsaktivitäten versteht sich als Ergänzung zur Zenodo DHd-Community. Sie dient als kuratierter Ablageort für Präsentationen und Publikationen, wie bspw. Berichte und Materialien aus den DHd-Arbeitsgruppen. Zenodo akzeptiert nicht nur unterschiedliche Präsentationsformate, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Arbeit der DHd-AGs über Keywords zu bündeln und zu referenzieren.
Wir möchten Sie daher einladen, bis zum 8. März 2023 Ihre AG-Präsentation in der Zenodo Community DHd-Verbandsaktivitäten hochzuladen. Die Auswahl des Formats liegt dabei bei Ihnen. Bitte achten Sie nur auf die Curation Policy und verwenden Sie die folgenden Keywords: DHd-AG und DHd-AG [Name der AG]. Bei Rückfragen zur Curation Policy steht Ihnen der Data Steward Patrick Helling (patrick.helling@uni-koeln.de). zur Verfügung. Zusätzlich bieten wir an, nach Wunsch ein ggf. fertiggestelltes AG-Video auf Youtube (DHd-Kanal) hochzuladen (CC-BY Lizenz). Bei Bedarf nehmen Sie gerne Kontakt zu Vivien Wolter auf (vivien.wolter@gmx.net).
Entwurf
DHd-Arbeitsgruppe Multilingual DH
Die AG Multilingual DH wurde 2022 mit dem Ziel ins Leben gerufen die Kritik am Linguistic Imperialism der Digital Humanities aufzugreifen, die DH in den deutschsprachigen Ländern bei diesem Thema an internationale Diskurse anzubinden, alle von den Herausforderungen multilingualer Kontexte in der Digitalität betroffene zu vernetzen und sowohl institutionelle als auch arbeitspraktische Verbesserungen an den vorhandenen Missständen zu erarbeiten. Das genaue Aufgabenspektrum wollen wir anlässlich der DHd2023 und einem direkt danach am 22.3.2023 online stattfindenden Workshop ausarbeiten.
Digitalität wohnt ein großes egalitäres Versprechen inne: der uneingeschränkte Zugang zum Wissen der Welt -- für jede*n, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Erweitert für die DH versprechen wir uns die Beantwortung zentraler Forschungsfragen durch die Anwendung computationeller Methoden auf das digital(isiert)e Kulturerbe der Menschheit.
Die Beschäftigung mit Mehrsprachigkeit im Kontext der digitalen Geisteswissenschaften steht unter dem Vorzeichen anglophoner Sprachdominanz, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigt: Englisch ist die häufigste Arbeitssprache für (internationale) DH-Projekte, Zeitschriften, Konferenzen und Veranstaltungen. Wenn sich DH Gemeinschaften der anglophonen Anpassung entziehen, dann leiden sie oft darunter, international nicht wahrnehmbar und damit unsichtbar zu sein. Außerdem wirkt sich die anglophone Einsprachigkeit auf Projekte, Tools, Korpora, Metadaten und Infrastrukturen aus. Mehrsprachigkeitsdefinitionen in den DH beziehen sich dadurch erstens auf die Kritik (dominanter) Einsprachigkeit und befassen sich mit Sprachenvielfalt, indem Tools, Korpora, Daten, Projekte in unterschiedlichen Sprachen bzw. auf unterschiedlichen Sprachen verfügbar gemacht werden. Eine besondere Positionen kommt dabei Sprachen mit geringen Sprecher*innenzahlen sowie Sprachen ohne Schrifttradition zu. Mehrschriftigkeit ist ebenfalls ein Aspekt dieser Form von Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit und Mehrschriftigkeit gehen hier von einem Nebeneinander unterschiedlicher Sprachen aus. Zweitens befassen sich mehrsprachige DH-Ansätze mit inhärent mehrsprachigen Projekten, die mit mehreren Sprachen, über Sprachgrenzen hinweg oder zu gemischt-sprachlichen Phänomenen (fused lects) arbeiten. Hierzu gehören etwa Übersetzungen, die automatisierte Erkennung von Code-Switching oder Sprachvergleiche. Auch das Arbeiten mit verschiedenen historischen Sprachstufen fällt in diese Kategorie. Zuletzt umfassen Mehrsprachigkeitskonzepte in den DH auch das Verhältnis von Markup-Sprachen, Programmiersprachen, Beschreibungssprachen zu natürlichen Sprachen. Auch die individuelle Mehrsprachigkeit und Sprachkenntnisse der einzelnen Forschenden bzw. der Forschungsgruppen können in dem Zusammenhang reflektiert werden und sind auch häufig Ausgangspunkt in Diskussionen zum Mehrsprachigkeitsbegriff in den DH.
Unter den Stichworten “Decolonizing DH” oder “Disrupting Digital Monolingualism” wurde in der letzten Zeit Kritik an der einseitigen Zentrierung der Digital Humanities auf lateinbasierte Schriftsprachen laut. Dies umfasst mehrere Ebenen.
Zum einen bedeutet die Arbeit mit Nicht-Lateinischen Schriften und multilingualen Quellen in einer englischsprachigen Infrastruktur häufig ganz pragmatisch, eine hohe Toleranz gegenüber notwendigen Workarounds entwickeln zu müssen, sowie mit Inkompatibilitäten oder schlicht fehlender Unterstützung und Funktionalität für bestimmte Schriften und Sprachen konfrontiert zu sein. Das führt dazu, dass für diese Fälle neue Tools und Infrastrukturen entwickelt werden müssen. Nicht zuletzt durch die Marginalisierung der Multilingual DH sowohl im Bereich der Digital Humanities-Community, als auch im Bereich der klassischen Geisteswissenschaften, führt dies zu Parallelentwicklungen, da hier ein effektiver Austausch fehlt.
Neben diesen praktischen Problemen beinhaltet die Kritik aber auch eine Auseinandersetzung mit dem globalen, wissenschaftspolitischen System der Digital Humanities. Die technische und personelle Infrastruktur ist massiv abhängig von den finanziellen Mitteln, die im globalen Norden wesentlich umfangreicher vorhanden sind, als im globalen Süden. Dieser bleibt dadurch hinter dem globalen Norden zurück, der das Feld der Diskurse und Möglichkeiten prägt und bestimmt. Dieser “Kolonialismus” und die Marginalisierung der digitalen Wissenschaftspraxis des globalen Südens und die einseitige Fokussierung auf Themen des globalen Nordens stellen eine Hierarchisierung der Wissenschaftspraxis dar, die thematisiert, diskutiert und praktisch herausgefordert werden muss.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die AG mit drei grundlegenden Themenbereichen dazu auseinander und behandelt allgemeine Fragen zur Mehrsprachigkeitsdefinitionen in den DH, darunter auch Fragen zum Verhältnis von Programmiersprachen und natürlichen Sprachen, dem Verhältnis von Einsprachigkeit und Mehrsprachigkeit in Wissenschaftsinfrastrukturen, sowie konkreten Probleme aus der mehrsprachigen, digitalen Praxis.
Arbeitsschwerpunkte
- Kritische Diskussion der deutschen und internationalen DH-Praxis im Hinblick auf (neo)koloniale Praktiken des linguistic imperialism, bei dem lateinische Schriften und vornehmlich die englische Sprache der Ausgangspunkt neuer Themenfelder, Methoden, Werkzeuge und Infrastrukturen ist.
- Dokumentation von Schwachstellen im Hinblick auf die Unterstützung nicht-lateinischer Schriften in DH-Infrastruktur.
- Unterstützung bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen und Verbesserung technischer Anforderungen im Bereich der Multilingualität durch die Sichtbarmachung der Probleme im Austausch mit Entwicker*innen.
- Vernetzung von Akteur*innen im Bereich multilinguale DH national und international auf und durch Workshops, Konferenzen und Publikationen
Mitgliedschaft
Die formale Mitgliedschaft ist an eine Mitgliedschaft in im Verband DHd geknüpft.
Zentrale Ressourcen
Die Informations- und Kommunikationskanäle haben wir im ersten Jahr der AG wie folgt gebündelt
- Für die Dokumentation unserer Arbeit nutzen wir ein öffentliches Wiki. Dieses wird nach Umzügen von DARIAHs Confluence-Instanz zu GitHub auf einer von der GWDG bereitgestellten OpenProject Instanz betrieben.
- Für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und potentiellen neuen Mitgliedern haben wir eine kleine Webseite aufgesetzt, die über GitHub Pages direkt aus einem GitHub Repositorium gehostet wird. Außerdem hat die AG eine Präsenz auf der DHd Webseite.
- Für den alltäglichen Austausch zwischen den AG Mitgliedern und für die Arbeit der Convenors nutzen wir Discord. Dieses bietet asynchronen Chat und Videotelefonie.
- Der Zugang wird über Einladungen von den Convenors an die Mitglieder eingerichtet.
- Für die Verteilung von AG-relevanten Informationen gibt es
- eine Mailingliste, die auch nicht-Mitgliedern offensteht,
- einen Twitter-Account und
- einen Mastodon-Account.
- Für den regelmäßigen Austausch der AG Mitglieder findet eine monatliche Community Hour per Videokonferenz jeweils am ersten Donnerstag eines Monats von 13 bis 14 Uhr statt. Der Zugang wird über den Discordserver geteilt.
- Zur Erfassung von für das Thema relevanter Literatur führen wir eine gemeinsame Bibliographie als öffentlich einsehbare Zotero Gruppe.
Kontakt und Covenor-Team
Dr. Jonas Müller-Laackman
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Abteilung Forschung und Entwicklung
Von-Melle-Park 3
20146 Hamburg
E-Mail: jonas.mueller-laackman@sub.uni-hamburg.de
Dr. Cosima Wagner
Freie Universität Berlin
Universitätsbibliothek
Garystraße 39
14195 Berlin
E-Mail: cosima.wagner@fu-berlin.de
Dr. Till Grallert
Humboldt-Universität zu Berlin
Universitätsbibliothek
Geschwister-Scholl-Str. 1
10099 Berlin
E-Mail: till.grallert@fu-berlin.de
Dr. Jana-Katharina Mende
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Germanistik
Abteilung Komparatistik
Ludwig-Wucherer-Str. 2
06108 Halle (Saale)